Die Erstellung eines neuen Champions bei League of Legends beginnt mit seiner DNA – Design, Narrative und Art. Von der Heimat in Runeterra bis zum Flächenschaden der Q müssen die Teams zahlreiche Themen abarbeiten, bevor der Champion genehmigt wird und der Prozess seinen Fortgang nimmt.

Gleichzeitig machen sich die Komponisten im Musik-Team Notizen zu all diesen Entscheidungen und beginnen mit der Erstellung der Champion-Musik, einem musikalischen Hintergrund, der den individuellen Champion emotional repräsentieren soll.

„Wir reden mit den verschiedenen League-Teams, um ein Gefühl für Story, Gameplay, Design, Hintergrundgeschichte, Beziehungen zu anderen Charakteren und mehr zu entwickeln“, erläutert Brendon Williams, Leitender Komponist, der seit drei Jahren bei Riot ist, nachdem er zuvor in einer langen Karriere die Musik für Spiele wie „Call of Duty: WWII“ und „Destiny 2“ geschrieben hatte. „Sobald alle Informationen vorliegen, denken wir darüber nach, welche musikalischen Genres wir bei der Musik für diesen spezifischen Champion einsetzen wollen. Unser Audio-Produktionsteam, namentlich Sarah und Kimmie, hilft uns dabei, Zeitpläne aufzustellen und Informationen zu sammeln. Wir erhalten viel Feedback vom Team, bis alles steht, und dann übernimmt ein Komponist die Leitung, um daraus Realität zu machen.“

Ob es Milios skurrile Blasinstrumente sind, die nach Abenteuern schreien, oder Bel’Veths unvermeidbarer Beat, Champion-Musik sollen einzigartig und wirkungsvoll sein und vor allem dem Champion wirklich entsprechen. Die Hintergrundgeschichten der Champions reichen vom jungen zaubernden Abenteurer bis zum Anführer der seelenlosen Leere, aber alle Champions treffen sich auf demselben Spielfeld, der Kluft der Beschwörer.

„Eine zentrale Frage lautet: Wie fühlt es sich an, diesen Champion zu spielen?“, erklärt Kole Hicks, Leitender Komponist bei Riot, der seit fast zwanzig Jahren Musik für Spiele macht. „Wie fühlen wir uns als Spieler, wenn das unser Hauptchampion ist? Daraus ergeben sich Instrumentierung, Tempo, potenziell sogar Tonartwechsel.“

Die Einzelheiten fließen in die Komposition ein, doch das Ziel einer Champion-Musik besteht darin, ein einzigartiges, individuelles Erlebnis zu vermitteln, dabei aber gleichzeitig Teil eines Ganzen zu sein und das Gefühl für diese Charaktere und die Welt, in der sie leben, zu vertiefen.

„Wenn wir an die Musik denken, sehen wir darin etwas, das ganz Runeterra zusammenbringt“, fährt Kole fort. „Musikalischer Zusammenhalt kann helfen, eine Welt zum Leben zu erwecken. Uns ist sehr wichtig, wie viel Aufmerksamkeit die Spieler diesem Aspekt widmen und wie tief sie in diese Welt eingetaucht sind. Denn genau das wollen wir sehr bewusst musikalisch repräsentieren, damit die Welt dadurch erweitert wird.“

„Musik verstärkt die emotionale Tiefe der Welt und ihrer Charaktere“, fügt Brendon hinzu. „Musik vermittelt persönlichere Einblicke in einen Charakter und fügt eine Ebene hinzu, die man durch eine Kunstform allein nicht erreichen kann. Musik, Story und Design wirken zusammen und machen einen Champion zu dem, was er ist.“

Die Entstehung von Milios Champion-Musik

Bei einer neuen Champion-Musik gibt es viele Inspirationen: das Auftreten im Spiel, die Heimat in Runeterra und bei einigen Champions auch der Einfluss der realen Welt auf dieses Runeterra-Zuhause.

„Familie, Kultur und Tradition sind für Milio wichtig, also war klar, dass diese Aspekte auch in seiner Musik gefeiert werden müssen“, erklärt JD Spears, der neueste Komponist bei Riot Music, der bei Milios Thema die Leitung übernommen hat. „Wir hatten einen eigenen Kanal für Milio bei einer Rioter Inclusion Group (RIG). Dort haben wir überlegt, wie wir seine kulturellen Einflüsse aus der realen Welt musikalisch integrieren und Feedback zu frühen Versionen einholen konnten.

Milio stammt aus Ixtal, hat also lateinamerikanische Einflüsse, und deswegen hat Riot Unidos, unsere RIG für lateinamerikanische Rioter, bei seinem Design geholfen. JD hat sich darüber hinaus noch Hilfe außerhalb von Riot geholt und zahlreiche lateinamerikanische Musiktalente in Los Angeles kontaktiert.

„Wir haben mit dem Percussionist Alex Acuna und dem Holzblasspezialisten Pedro Eustache Weltklassemusiker für Milios Thema an Bord“, sagt JD. „Sie sollten eigentlich nur bei dem helfen, was auf dem Papier stand, aber in der endgültigen Version finden sich nun Improvisationen von ihnen, die ihrer jahrzehntelangen Meisterschaft an ihren Instrumenten und ihren Kenntnissen der Musikgenres entsprangen, die uns ursprünglich inspiriert haben. Die Arbeit mit diesen beiden Legenden bedeutet für mich, dass ich etwas von meiner Bucket List streichen kann. Ich habe sehr viel bei den Aufnahmen gelernt, indem ich ihnen einfach viel Raum gegeben habe, ihr Ding zu machen. Sie haben viel von sich selbst in Milios Thema investiert, und dafür bin ich extrem dankbar.“

Milio war JDs erste Champion-Musik bei Riot. Bevor er zum Team kam, arbeitete er als selbstständiger Komponist an „Chivalry 2“ und anderen Titeln.

„Das war meine erste Champion-Musik, und ich war überrascht, wie viel Vertrauen das Team und das Unternehmen in ihre Komponisten setzen, um einen so wichtigen Bestandteil ihres Konzepts umzusetzen“, sagt JD. „Ich denke, das ist ein zentraler Unterschied zwischen selbstständiger Arbeit und der Arbeit für Riot. Ich hatte bei Milio viel Freiraum, mit dem Charakter das zu machen, was ich mir vorstellte. Und das ist sehr befriedigend und zudem in meiner Erfahrung nicht besonders häufig.“

Wie Riot Games Music Kreativität fördert

Überall in der Entertainment-Welt ist Selbstständigkeit bei Kreativen sehr verbreitet. Sie bietet die Freiheit, an verschiedenen Projekten zu arbeiten, die dich wirklich interessieren. Dagegen ist die Arbeit in einem Unternehmen meist strukturell strenger. Bei Riot und hier vor allem im Musik-Team sollen Freiheit und der Drang zum Neuen erhalten bleiben, weil nur dann Kreative ihr Bestes geben können.

Für Riot sind Selbstständige eine Chance, Künstler von außen mit Experten zusammenzubringen und dadurch Kreativität freizusetzen. Brendon hat zum Beispiel als Selbstständiger bei Legends of Runeterra angefangen, bevor er ins interne Team gegangen ist.

„Riot war interessant für mich, weil ich ein Fan der Musik und des Musik-Teams von Riot war“, sagt Brendon. „Mich hat die Vielfalt der Musik fasziniert, es geht nicht nur um einen bestimmten Sound. Bestimmte Sounds kann man zwar identifizieren, aber was die Genres angeht, ist alles möglich. Ich fand es großartig, dass diese angestellten Komponisten erstklassige Popsongs mit modernster Produktion herausbrachten, während gleichzeitig dieselben Personen auch gut arrangierte und orchestrierte Filmmusik schufen. Das war für mich als Gelegenheit sehr verlockend, dadurch meine eigenen Fähigkeiten zu verbessern.“

Selbstständigkeit hat einige Vorteile, von denen ein wichtiger darin besteht, verschiedene Projekte und Stile zu bearbeiten. Das Riot Music Team setzt alles daran, damit Komponisten diese kreative Freiheit nicht opfern müssen, wenn sie intern als Angestellte arbeiten.

„Am meisten hat mich interessiert, und deshalb bin ich auch zu Riot gegangen, welche Einstellung das Team zur Musik hatte“, sagt Kole. „Die meisten Entwickler verstehen bis zu einem gewissen Grad, wie wichtig Musik ist, aber Riot stellte einzigartige Fragen in den Raum: Warum können wir es nicht so machen? Warum machen wir keine Bands? Warum können wir diese Stile nicht machen? Warum sollten wir diese verschiedenen Dinge nicht einfach ausprobieren? Diese Fragen und das Experimentieren fand ich ungemein spannend.“

Musik, genau wie League of Legends, entwickelt sich ständig weiter. Spaß, Freude und Kreativität kommen, wenn du wächst, dich veränderst und etwas Neues ausprobierst, um zu sehen, was funktioniert.

„Ich wollte schon immer Musik für Spiele machen, aber ganz ehrlich, ich spiele League nicht besonders gut“, lacht JD. „Aber die Welt von League of Legends, die Welt von Runeterra und die Geschichte dahinter haben mich schon immer interessiert. Ich fand es großartig, dass Riot Musik um ihrer selbst willen veröffentlichte, weil sie sahen, dass ihre Welt dadurch vielschichtiger wurde. Ich finde, Koles Fiddlesticks-Musik ist ein ausgezeichnetes Beispiel für die Tiefgründigkeit von Riots Musik. Da ist ein Folk-Song, der unter die Haut geht und dann zu einer kinoreifen Erfahrung wird. Ich konnte schon von außen erkennen, dass bei Riot nichts die Komponisten davon abhält, jede coole Idee auszuprobieren, die ihrer Meinung nach für einen Charakter funktionieren könnte.“

Von Pentakill über K/DA bis hin zu allem, was das Musik-Team sich als Nächstes ausdenkt, die Komponisten von Riot wollen immer etwas Neues ausprobieren, das das Gesamterlebnis von League of Legends erweitert. Das Team hat bereits die nächsten Champions auf dem Zettel und arbeitet an Melodien, die deren Soundtrack in der Welt von Runeterra sein werden.