Wir bei Riot sind über Daten informiert. Das bedeutet, dass wir Forschungswerkzeuge nutzen, um möglichst viele Informationen über League of Legends zu sammeln, mit denen wir dann herausfinden wollen, wie wir League verbessern können. Dabei sind die Daten für uns Werkzeuge, die wir neben Dingen wie der Erfahrung, der Ausbildung oder der guten alten Gamer-Intuition heranziehen, um Entscheidungen zu treffen. Davin Pavlas vom Forschungsteam sagt: „Über Daten informiert zu sein, bedeutet, die Daten in den Entscheidungsprozess miteinzubeziehen, nicht Entscheidungen anhand der Daten zu treffen.“
Um wirklich über die Daten informiert zu sein, müssen wir weit über Grundlagen wie die Sieges- und Auswahl-/Bannrate hinausgehen. Die Rioter vom Einblicke-Team – die Typen, die hinter dem Hellseher-Blog stehen – sind vor allem von drei Forschungswerkzeugen abhängig: Umfragen, der Analytik und Laborstudien.
HAST DU KURZ ZEIT, 6.000 FRAGEN ÜBER UNSERE DIENSTE ZU BEANTWORTEN?
Umfragen sind nützlich, um herauszufinden, was Spieler wollen (Skins? Modi? Jemanden zum Liebhaben?). Manchmal fragen wir die Spieler ganz offensichtliche Dinge wie: „Willst du mehr alternative Spielmodi?“ Es dürfte niemanden überraschen, dass die Spieler diese Frage meistens mit „Ja, bitte“ beantworten. Der Grund für diese offensichtlichen Fragen ist, dass wir verstehen wollen, wie die Spieler potenzielle Änderungen gegen Dinge abwägen, die sie sich vielleicht ebenfalls wünschen.
Wenn wir genug Daten gesammelt haben, können wir sie vergleichen und die Idee mit anderen Ideen vergleichen. Natürlich wünschen sich die Spieler neue Möglichkeiten, League zu spielen. „Aber wie sehr wünschen sie sich das im Vergleich zu anderen Dingen?“, fragt Davin Pavlas. „Wie sehr wünschen sie sich das im Vergleich zu Dingen, von denen wir wissen, dass sie sie unbedingt haben wollen, an denen wir aber gerade nicht arbeiten?“
Wir nutzen die Umfragen aber auch auf ungewöhnlichere Weise: So stellen wir den Spielern beispielsweise Fragen über Änderungen an League, die wir als extrem kontrovers ansehen und wahrscheinlich niemals vornehmen würden. Manchmal müssen wir einfach unseren Empfänger für „schlechte Ideen“ kalibrieren.
Umfragen sind im Allgemeinen äußerst nützlich. Wenn wir uns über einen langen Zeitraum zehntausende Antworten ansehen, sind wir besser informiert und können bessere Aussagen darüber treffen, was den Spielern wichtig ist. Durch die Umfragen können wir ziemlich genau bestimmen, wie sehr die Spieler unsere Ideen lieben oder hassen. Am liebsten würden wir natürlich nur Änderungen vornehmen, die jeder liebt, aber selbst Dinge, die die überwältigende Mehrheit der Community für gut befindet, verärgern andere Leute.
MACH DEINE TABELLE BEREIT
In den Umfragen geht es um die Gefühle der Spieler – oder zumindest um das, was sie behaupten, zu fühlen – aber die Analytik ermöglicht es uns, Unmengen an Daten über die Dinge zu sammeln, die die Spieler im Spiel auch tatsächlich machen. Viele unserer Analysewerkzeuge sind direkt in das Spiel integriert. Es gibt natürlich ganz allgemeine Informationen (Wie viele Spiele spielen die Leute pro Tag? Wie hoch ist der Prozentsatz der Spiele mit mindestens einem abwesenden Spieler?), wir können aber auch sehr konkret werden: So verfolgen wir beispielsweise, wie häufig die Spieler in den unterschiedlichen Regionen pro Sekunde Annies Q benutzen. Wir sind wie ein Weihnachtsmann mit hoher Elo-Wertung. Wir wissen, wann du den Rückruf benutzt und wann du Phage kaufst.
Rudi Bonaparte, der sich auf Analytik spezialisiert, drück es so aus: „Analytiker wandeln Milliarden Stunden Gameplay in Informationen um, die Rioter nutzen können, um League noch besser zu machen.“ Nehmen wir Yasuo als Beispiel. Als wir ihn zusammen mit Patch 3.15 im Dezember 2013 veröffentlichten, erreichte er in der Kluft der Beschwörer eine Siegesrate von 36 %. In der Vergangenheit hätten wir Yasuo wahrscheinlich bei seiner Anpassung zu stark gemacht, die Daten sagten uns aber, dass wir ihn kaum verändern sollten und ein paar funktionelle Fehlerbehebungen ausreichen würden, um ihn gut auszubalancieren.
Natürlich haben die Daten schnell gezeigt, dass Yasuo eine steile Lernkurve hatte, aber sobald die Spieler in etwa 35 Spiele mit ihm gespielt hatten, stieg seine Siegesrate auf über 50 % an. In den Wochen nach Yasuos Veröffentlichung begannen die Spieler, ihn zu verstehen, und mit Patch 4.2 mussten wir den entehrten Krieger leicht abschwächen.
Wenn wir die Spielbalance verstehen wollen, müssen wir auf die Analytik zurückgreifen. Jeder schaut sich die Siegesraten der Champions an und obwohl sie wichtig sind, muss man noch wesentlich tiefer vordringen, um eine gute Spielbalance zu erreichen. Wenn sich niemand die Mühe macht, eine bestimmte Fähigkeit eines Champions zu benutzen, dann sehen wir uns diesen Champion erneut an, um zu überlegen, wie wir ihn verändern können, damit alle seine Fähigkeiten benutzt werden.
BEACHTE DIE RIOTER HINTER DEM SPIEGEL EINFACH NICHT
Die Umfragen sagen uns, wie die Spieler über League denken und die Analytik zeigt uns, wie die Spieler League spielen. Laborstudien – für die wir Spieler in die Büros von Riot einladen und sie beim Spielen beobachten – geben uns die Möglichkeit, dem, was wir wissen, einen Kontext zu geben.
Bei Laboren denkt man vielleicht an Labormäntel und blubbernde Reagenzgläser, dabei ist die Sache ziemlich einfach: Wir laden Spieler ein, sie unterschreiben eine SEHR ernstzunehmende Geheimhaltungserklärung und dürfen dann mit einem neuen Champion oder einer Funktion, an der wir gerade arbeiten, spielen, während wir sie durch einen Einwegspiegel aus dem benachbarten Raum beobachten.
In Laboren können wir Dinge feststellen, die sich unmöglich messen lassen. Nachdem wir mit den Laboren angefangen hatten, fiel uns als Erstes auf, dass viele neue Spieler (und sogar eingefleischte Spieler) nicht wussten, was sie mit ihren Händen tun sollten. Sie legten ihre Finger auf WASD ab oder berührten die Tastatur überhaupt nicht.
Pavlas sagt: „Meine Frau spielt mit ihren Fingern auf ASDF. Das ist uns erst nach zwei Jahren aufgefallen und jetzt kann sie nicht mehr anders.“ Niemand sagt in einer Umfrage: „Hey, ich weiß nicht, was ich mit meinen Händen machen soll.“ Das gehört einfach nicht zu den offensichtlichen Dingen, lässt sich aber einfach beheben. Wir haben einfach ein Bild, das zeigt, was man mit seinen Händen machen soll, in das Tutorial integriert. Problem gelöst.
Labore funktionieren dann am besten, wenn wir die Spieler mit neuen Ideen konfrontieren und sofort Feedback erhalten. Die Spieler reagieren oft überraschend auf neue Champions und Funktionen, daher ist es für uns enorm hilfreich, mit ihnen in einem Raum zu sein, wenn sie sie zum ersten Mal in die Finger bekommen.
ÜBER DATEN INFORMIERT ZU SEIN, BEDEUTET, DASS WIR SO VIEL WIE MÖGLICH LERNEN WOLLEN.
Am Ende des Tages dreht sich die Forschung bei Riot um die Zusammenarbeit mit den Spielern. Jeden Tag stürzen sich Unmengen an Spielern in die Kluft, und wir brauchen gute Möglichkeiten, auf diese Spieler zu hören. Daten sind uns sehr wichtig, deshalb arbeiten wir hart, um die perfekte Balance zwischen Daten und Bauchentscheidungen zu finden, um über alle Daten informiert zu sein.
Dank unseren Forschungen erfahren wir jede Menge seltsame Dinge über League of Legends und die Menschen, die das Spiel spielen. Wenn du dir die coolsten Dinge ansehen möchtest, die unser Forschungsteam so in Erfahrung bringt, solltest du dir den Hellseher-Blog ansehen.